Das Wort Gottes als Schrift, Predigt und Seinswirklichkeit


 

[Ich bitte um Geduld wegen meine grammatischen Fehler]

Theologie ist Kenntnis bzw. Wissenschaft des Wortes Gottes. Die eigentliche, buchstäbliche Meinung des Wortes θεολόγια ist gerade „das Wort Gottes“. Besonders die protestantische Theologie hat immer hervorgehoben, dass der einzige Boden alles christlichen Denkens das Wort Gottes sei, und damit hat man letztlich – wenn nicht ausschließlich - die Heilige Schrift gemeint. Allerdings ist zu beachten, dass es steht außer Frage, wenigstens inmitten den kirchlich-geistlichen Sprachgebrauch, dass das Wort Gottes heißt die Bibel. Einen Laienperson kann es verwirrend anmuten, wenn es nicht so unbedingt sei. 

Jedoch kann man behaupten, dass die Idee des Wortes Gottes als ein gedruckter Bibeltext ist - theologiegeschichtlich gesehen - sehr spät. In der Tat ist es nicht mehr als fünfhundert Jahre alt: Bibel als ein Buch veranlasst Buchdruckerei und Leserschaft. Der Anzahl lesekündige Christen war bis die Reformation – und auch später – sehr gering. Es wäre äußerst kontroverstheologisch zu sagen, dass das Wort Gottes vor Reformation ganz unbekannt war. Das Wort Gottes hat immer ein zentraler Begriff der christlichen Theologie gewesen, auch wo man sehr selten und wenig gedruckte – oder gebundene - Bücher hatte. Auch dort hat man das Wort Gottes gehört und gesungen. Übrigens, die Idee des Wortes Gottes als der Text der Bibel leitet allzu leicht zu leblosen Fundamentalismus. Schon Apostel Paulus hat davon gewarnt: „Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.“ Es ist nützlich zu bemerken, dass das Wort Gottes für die Reformatoren (Luther vornehmlich) mündliche Ding, verbum praedicationis, das Wort der Predigt, oder – mit den Wörtern des Augsburger Bekenntnisses – „Leibliches Wort“ war. Doch war die Buchdruckerei der Reformation vonnöten, und die Bibel im Volkssprache in den Händen der Laien eine wichtige Folge der Reformation, aber die Hauptidee des reformatorischen Wortverständnisses war, dass das Wort durch Mund und Ohr vermittelt werde. Auch das Abendmahl war „leibliches Wort“, das man mit dem Mund und Herz empfängt.

Man kann weiter Fragen, ist die lutherische Lehre der Gnadenmittel, auch wenn sie den leiblichen Sein der Menschen im Ernst nimmt, noch zu gering um die ganze Weite des Wortes Gottes einzubeziehen. Nach dem  Buchstabe der Bibel (sic!) scheint  das Wort Gottes mehr mit sich bringen als Verkündigung über Gott (sei es nun schriftlich oder mündlich, oder sogar sakramental). „Am Anfang war das Wort“, beginnt das Johannesevangelium, und da – also im Schöpfungsereignis - gab es kein Mund oder Ohr es zu vermitteln. Das Wort heißt auch das Seinswirklichkeit des Alles, und vielmehr der zweite Person der Dreieinigkeit. Christus ist λογος θεου, das Wort Gottes selbst. Wenn das Wort Gottes Gott selbst meine, wäre es nicht nur unangemessen, sondern sogar lästerlich die Inhalt des Wortes Gottes so zu verkürzen, dass es lediglich der Buchstabe der Schrift umfasst. 

Dass man jene Idee, der zufolge das Wort Gottes mehr ist als der heilige Text,  nur durch das Lesen der Bibel entnimmt, mag beweisen, dass der Schrift immer notwendig, aber nicht hinreichend zum rechten Verständnis des Wortes ist. Deshalb muss man nicht die Meinung meines Artikels so zu verstehen, dass es geht um einen Ent-schriftung des Christentums. Christentum ohne der Heilige Schrift ist ganz  undenkbar. Im Gegenteil könnte man über einen Ein-Schriftung der Welt sprechen.

Das leibliche, mündliche Wort der lutherischen Bekenntnisschriften (merke wohl, dass es wieder einen bedruckten Text verlangt) offenbart den Ereignischarakter des Wortes Gottes. Das Wort klingt und geschieht. Hören des Wortes ist ein soziales Ereignis: es benötigt einen Sprecher, einen Hörer und eine Gemeinde. Luther betont auch, dass die mündliche Verkündigung des Wortes berührt die menschlichen Gemütsbewegungen mehr als Lesen des Textes. Jene Tatsache, mit dem Faktum dass Christus selbst nichts schrieb, beläuft sich mit der Überzeugung Luthers, dass die eigentliche Form des Wortes gerade die mündliche ist, und wegen seines Affektvermögens die musikalische Form ist noch besser.

Das schöpfende Logos Gottes ist mehr als ein Instrument der christlichen Kirche. Das Wort ist nicht unter der Herrschaft der Kirche, sondern umgekehrt: die Kirche ist unter der Herrschaft des Wortes. Das Wort Gottes gebärt die Kirche, es schafft die Glaube und alle Tugenden damit. Diese Idee des Logos, der zweite Person Gottes, der immer sich beschäftigt mit der Schöpfung – die nicht beim Anfang der Welt geschlossen war, weder nach der biblischen Meinung noch nach wissenschaftlichen Verständnis – erweitert den Horizont der Christen. Die Glaube an das Wort Gottes bezeichnet dass Gott ist wirksam auch jenseits die Grenzen der Christenheit. Und nicht nur in eine vage, uneigentliche Weise (wie etwa allgemeine Offenbarung der katholischen Dogmatik), sondern in aller Kraft des schöpferischen Wortes. Sicherlich ist das Wort Gottes nach der christliche Glaube in Christus fleischgeworden dergestalt, dass man nie beseitigen darf. Diese Wahrheit meint jedoch nicht, dass der fleischgewordene Gott ist innerhalb der christliche Kirche gefangen halten. Die Kirche verkündigt Christus, aber hat kein Copyright zu ihm. Die Kirche hört zu Christus, aber nicht umgekehrt. Die Anschauung von dem immer tätigen, schöpferischen Logos in ganzer Welt und in alle Religionen schließt nicht aus die Besonderheit der christlichen Verkündigung, sondern jene gipfelt genau damit: Christus ist der Retter aller Menschen, nicht nur Christen. 

Es muss auch gerechnet sein, dass die Treue für dem geschichtlich-körperlichen Gestalt mag die Eigenart der Christentum sein. Dies heißt, dass die Geschichte Israels, die Person des Jesus von Nazareth und seine Kreuzigung unter Pontius Pilatus keine kontingente Zufälle, sondern Teile der göttlichen Heilsgeschichte sind. Nach dem biblischen Zeugnis könnte es nicht anders ergehen. Trotz alle – auch berechtigten - Versuche, das Alte Testament aus dem christlichen Bibel wegzunehmen, hat die orthodoxe Christenheit immer verstanden, dass das Neue Testament ohne das Alte ganz unverständlich wird. Wie sonst könnte man die Sprache von Christus als Versöhnungsopfer fassen oder  von seinem Tod und Auferstehung als ein neues Bund zu sprechen?  Die unvermeidliche Bedeutung des geschichtlichen Gestalt wird auch vom Sakrament des Abendmahl gedeutet: Die Eucharistie ist eine Rekonstruktion und Wiederherstellung (auch wenn diese Idee wurde durch die Reformatoren gewissermaßen abgelehnt) eines historischen Falles, ein Sich-hinein-Erzählen dazu. 

Obige Bekräftigung des historischen Seins verbirgt die Risiko der göttlichen Offenbarung. Die Risiko ist dieselbe als die der Fleischwerdung Christi: indem Gott verhüllt sich in der zeitlichen und körperlichen Menschheit, wirft Gott seine Federführung allen möglichen Folgen betreffend. In der Inkarnation steht Gott inmitten der Ungewissheit des menschlichen Seins, und die Christliche Glaube behauptet, dass Gott hat dieses gewollt – es ist sein unveränderliche Ratschluss! Die Dogmatiker können davon bestreiten, ob Gott war zur Inkarnation wegen die Sünde des Menschen aus der Liebe gezwungen, oder war sie ein freies Urteil Gottes vor der Schöpfung der Welt. Auch die letztere Möglichkeit wirkt plausibel.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass  das Schöpfungswort, Heilige Schrift und Christliche Predigt Aspekte desselben semiotischen Projektes sind. Alles in der Welt ist zeichenhaft verstanden. Das Sonnenlicht wirkt als ein Zeichen für die Blume, die öffnet sich und beginnt zu wachsen. Nach der Eroberung der DNA ist es gemeinsam klargeworden, dass der Abbau unserer Gene meistens Information ist. Die Wirklichkeit ist – in der Sinn, die antike Schriftsteller nie erwarten könnten – durchaus Wortverhaftet. Ein Ausdruck des englischen Dichters T.S. Eliots ist hier anwendbar: „a grace of sense.“ Der Ausdruck ist bemerkenswert mehrdeutig: „eine Gnade der Bedeutung“ ist eine gute Übersetzung, möglich aber ist auch „ein bisschen Sinne“. Dass es überhaupt etwas Sinnvolles gibt in der Welt, ist eine große Wunder und Gnade – auch wenn die Mehrheit toll und bedeutungslos scheint. Gerade wie ein Fünklein inmitten des Dunkels reicht zu beweisen dass es Licht gibt in der Welt, so ist ein kleines Stück der Sinn ein unwiderstehliches Zeugnis davon, dass die Wahrheit Bedeutungsvoll ist. In diesen Sinne (obs!) kann man das Wort Gottes auch mit dem Grundstruktur des Wesens gleichsetzen.

Das Wort Gottes als Zeichen seiner Liebe, die offenbar in Christus geworden ist, heißt nicht im Lichte des vorigen Gedankenganges ein geheime Kode, der tief unter der Oberfläche der Welt liegt, um daher nur mit sorgfältigen Mühe aufzufinden. Vielmehr meint das, dass die ganze Welt Zeichenvoll ist, und die Liebe Gottes strahlt aus jeder Oberfläche des Daseins. Das Wort Gottes zu verstehen heißt nicht unüberwindliche Rätsel zu lösen, sondern die Gegenwart Gottes dankbar aufzumerken. Das heißt nicht, dass unsere Möglichkeit die Wille Gottes zu verstehen etwas leichter geworden ist, sondern dass jene Schwierigkeit mehr ästhetisch als moralisch oder verstandesmäßig ist.


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